Willkommen 2025: Prüft alles, das Gute behaltet!

“Prüft alles und behaltet das Gute!” – unter diesem Motto, der Losung für das Jahr 2025, starten wir ins neue Jahr.

“Wieder so eine Aufforderung! Müssen wir als Christen immer nur Ermahnungen und Aufforderungen aussprechen? Um uns dann selbst nicht dran zu halten? Geht es nicht auch mal entspannter?” Nun, wenn wir genau hinschauen, sehen wir, dass da doch auch viel Gutes drinsteckt, in der Aufforderung zum neuen Jahr. Denn die Lösung spricht ja vom Guten. Eigentlich ein schönes Motto in einer Zeit, in der in Medien und Politik und am Stammtisch fast nur Negatives die Stimmung und Gespräche bestimmt. Wir haben schon öfter drüber gesprochen: Lasst uns doch gegen die Kakofonie, die Schlechtrederei überall, einfach positive Geschichten und Hoffnungserzählungen setzen. Geschichten des Glaubens, der Mitmenschlichkeit, vom Spaß am Engagement für die Erhaltung der Natur, für Frieden und Gerechtigkeit. Dass das nicht so einfach ist, erleben wir allerdings auch jeden Tag. Privat bei uns selbst, in unserer Gemeinde und sonst überall. Schlechtes verkauft sich einfach besser.

“Prüft alles und behaltet das Gute!” Geschrieben hat das der Apostel Paulus vor langer Zeit in einem Brief an die Gemeinde in Thessaloniki. Und er schreibt eine ganze Reihe guter Ratschläge an die damals ganz junge Gemeinde. Vieles von dem könnte auch in einem modernen Ratgeber zur Organisationsentwicklung stehen. Und Paulus empfiehlt, seinen Brief allen in der Gemeinde vorzulesen. Echt eine gute Idee auch für eine Gemeindeversammlung oder Vorstandssitzung mal bei uns? Danke, Paulus, für den Tipp! Hier, in diesem Satz vom Prüfen und Gutes Behalten, geht es konkret um das Leben als Christen und Christinnen aus dem Glauben heraus. Um das Bewusstsein, um das Geschenk des Lebens mit Christus und die sich daraus ableitende Verantwortung. Und dabei kritisch zu sein, alles zu prüfen. Etwa bevor ich losplappere über andere Leute oder mir Meinungen bilde, bevor ich den Wahlzettel ausfülle, was auch immer …

Wach prüfen und unterscheiden: Alles, was dem Guten dient und zum Leben hilft von dem, was eher schadet.  Auch zu prüfen, was in dem, das mir große Rätsel aufgibt, Gutes stecken könnte.

Wobei: In Allem Gutes zu entdecken und zu behalten … das wirft bei mir auch viele weitere Fragen auf. Ich denke da an Dietrich Bonhoeffers bekannten Glaubenssatz: “Ich glaube, dass Gott aus allem, auch aus dem Bösesten, Gutes entstehen lassen kann und will. Dafür braucht er Menschen, die sich alle Dinge zum Besten dienen lassen.” Das hat er “Nach zehn Jahren” (so die Überschrift) der Nazi-Gewaltherrschaft formuliert. Also aus einer Situation schlimmster Bedrückung, die er letztlich ja auch mit seinem Tod bezahlt hat.

Ja, das wirft in der Tat auch für das Jahr 2025 sehr ernste Fragen auf, auf die wir keine schlüssigen Antworten finden werden. Denn was soll etwa an Mord und Totschlag, an Drohnen- und Bombenhagel über Städten und Landschaften, unzähligen zivilen Opfern und langen Flüchtlingsströmen, an Straflagern und rassistischer Treibjagd Gutes sein? Was kann ich Gutes dahinter entdecken, dass überall die rechtsextreme, menschen- und lebensfeindliche Ideologie um sich greift? Was werden wohl die Wahlen 2025 in Deutschland bringen, was die ganzen Krisen und Katastrophen weltweit? Was soll Gutes darin sein, dass ein von mir geliebter oder mir nahestehender Mensch unheilbar krank ist und schwer leidet oder Eltern eines minderjährigen Kindes beim Verkehrsunfall umkommen? Diese Fragen bleiben wohl auch 2025 offen. Vielleicht liegt ein Keim des Guten darin, wenigstens gemeinsam zu fragen, wütend zu sein, Trostlosigkeit auszutauschen. Gemeinsam nach Wegen zu suchen, zu beten und zu trösten. 

Paulus schreibt seinen Brief an die Gemeinde in Thessaloniki. Lasst uns auch als Gemeinde in Rhodos im neuen Jahr gemeinsam und mit vielen anderen Freund:innen und Verbündeten zehn Partnern alles genau prüfen und auf das Gute darin befragen. Und lasst uns gemeinsam und nicht nur allein unsere offenen Fragen bewegen. Miteinander lachen und auch weinen, trauern, singen und auch feiern. Im Wissen um Gottes Liebe.

Ein gesegnetes Jahr 2025!  Euer Matthias Spenn